Die Eiche
Heuer wurden gleich zwei Baumarten zum Baum des Jahres gekürt:
Stieleiche (Quercus robur) und Traubeneiche (Quercus petrea)
wurden aufgrund ihrer Bedeutung für Mitteleuropa ausgewählt. Die Stieleiche ist am weitesten verbreitet. Dieser anspruchslose und robuste Baum zählt – wie die Traubeneiche auch – bekanntlich zur Familie der Buchengewächse und ist von Tieflagen bis in eine Höhe von 1000 Meter anzutreffen. Zu unterscheiden sind die beiden Arten am einfachsten an den Knospen, die bei der Stieleiche im Vergleich zur Traubeneiche gedrungener, kürzer und kugelig geformt sind.
Eichen weisen eine besondere Beständigkeit und Festigkeit auf. Sie zählen
deshalb zu den wertvollsten Edellaubhölzern. Eichen sind aber nicht nur ökonomisch, sondern auch ökologisch bedeutsam, da sie vielen Insektenarten und deren Larven Futter und Lebensraum bieten. Vor allem im Mai liefern sie den Bienen wertvollen Pollen und ihre Früchte sind Nahrung für viele Vögel und Säugetiere. Eichelhäher und Eichhörnchen haben sogar ihre Namen aufgrund ihrer Vorliebe für die Früchte der Eiche erhalten.
In manchen Gegenden Europas haben Eicheln noch heute eine große Bedeutung in der Schweinemast. Berühmt ist der Prosciutto di Suino Nero dei Nebrodi oder auch der Jamón Ibérico de Bellota, italienischer und spanischer Edelrohschinken von Schweinen, die in der letzten Phase der Mast ausschließlich Eicheln zu fressen bekommen.
Das Holz der Eiche ist besonders haltbar – auch unter Wasser. Daher wurde schon seit jeher die Eiche zum Schiffsbau sowie zur Errichtung von Brückenpfählen oder zum Bau von Fässern verwendet. Rinde, Laub und Früchte enthalten zudem Gerbstoffe, die für das Gerben von Tierhäuten Verwendung fanden.
Die beiden Laubbäume erreichen eine Höhe von bis zu 40 Meter und können mitunter 1000 Jahre alt werden. Sie sind als Tiefwurzler sehr sturmfest und gehen symbiotische Beziehungen mit Mykorrhizapilzen, wie der Trüffel (Tuber magnatum, Tuber melanosporum) ein.
TEXT Marcel Kreitl